Generationenkonflikt

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ANALYSE. Der Wohlstand ist eher durch Reformverweigerung als Teilzeitbeschäftigung gefährdet.

Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP) hat damit angefangen: Im Zusammenhang mit dem Trend zu Teilzeitbeschäftigung sprach er im Mai von „Wellnessmentalität“ und erklärte, dass man den Wohlstand so nicht halten könne. Sprich: Es müsse mehr gearbeitet werden.

Zwischendurch ist das auch von der niederösterreichischen Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) aufgegriffen worden: „Im Sinne der Generationengerechtigkeit und des Generationenvertrages wird sich das nicht ausgehen, wenn alle – im Sinne der Work-Life-Balance – weniger ins System einzahlen, aber das volle System nutzen. Das ist unfair und ungerecht.“

Das so zu argumentieren muss man sich trauen. Was gemeint ist, bringt schließlich auch Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP) unfreiwillig deutlich zum Ausdruck: In der „Krone“ hat er sich gegen eine Anhebung des gesetzlichen Pensionsalters in den nächsten Jahren ausgesprochen, aber weniger Teilzeit bzw. mehr Vollzeit gefordert: „Wenn wir gemeinsam unsere Leistungen erhalten wollen, werden wir uns gemeinsam anstrengen müssen. Und wer sich herausnimmt, gefährdet das gesamte System. Das ist einfach so.“

Zusammengefasst heißt dies: Stocker und Co. tun so, als hänge die Erhaltung des Wohlstandes und des Generationenvertrages ausschließlich davon ab, dass die Jungen entsprechend leisten bzw. einzahlen. Durch diese Einseitigkeit riskieren sie jedoch, einen Generationenkonflikt zu befeuern.

Abgesehen davon, dass der Anstieg der Teilzeitquote vor allem auch damit zu tun hat, dass über die Jahre immer mehr Frauen erwerbstätig werden, was so gar nicht von „Wellnessmentalität“ zeugt, kann zur Sicherung des Wohlstandes nicht nur an einem Rad gedreht werden, ja das Drehen an einem weiteren entscheidenden Rad gar so kategorisch ausgeschlossen werden.

Gemeint ist dies: Zur Erhaltung des Wohlstandes muss, salopp formuliert, immer mehr ins System eingezahlt werden, steigen alterungsbedingt laut Fiskalrat die Aufwendungen für Pensionen, Gesundheit und Pflege stark an gemessen an der Wirtschaftsleistung.

Da ist es zu einfach, nachfolgenden Generationen auszurichten, dass sie das schultern müssen, weil sonst, Zitat Stocker, das gesamte System gefährdet werde. Ja, gerade wenn man, wie unter anderem eben Stocker, ein Systemproblem sieht, kann man nicht gleichzeitig eine Debatte über das Pensionsalter verweigern – zumal gerade auch durch eine Anhebung sehr viel bewegt werden könnte.

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