BERICHT. Krone und Co. finden jetzt schon bemerkenswert, dass eine ungewöhnlich große Familie Mindestsicherung erhält.
„Neuer Fall aufgetaucht“, titelt die „Krone“: „Erste Familie mit 12 Kindern bezieht Sozialhilfe.“ Um wie viel es sich handelt, geschweige denn, warum sie es tut, bleibt offen. Die Geschichte beschränkt sich im Wesentlichen darauf, dass die „Top-11-Familien“ in der Mindestsicherung wienweit insgesamt 117 Kinder hätten. Im Übrigen enthält sie die Information, dass „mit dem Nachwuchs auch die Kosten für die Steuerzahler“ steigen würden. Als wären Kinder ein Problem.
Die Gratiszeitung „Heute“ weiß auch nicht mehr, sie behauptet zunächst, dass der neue Fall für „Wirbel“ sorge, um das letzten Endes allerdings nur durch ÖVP-Generalsekretär Nico Marchetti zum Ausdruck bringen zu lassen: Großfamilien würden „utopische Summen fürs Nichtstun“ erhalten, behauptet er. Als „Beleg“ muss der bekannte Fall einer syrischen Großfamilie herhalten, die inklusive Wohnhilfe auf 9000 Euro pro Monat gekommen ist. Fürs „Nichtstun“ hat Marchetti gar keinen Beleg. Es ist schlicht eine Unterstellung.
Das alles ist bezeichnend für das Niveau der Sozialhilfedebatte. Warum und wozu wer genau wie viel bekommt, ist uninteressant. Vielleicht, weil es Geschichten zusammenhauen würde. Und überhaupt: Abgesehen davon, dass es relativ wenige Großfamilien gibt, ist es statistisch naheliegend, dass sie eher Unterstützung brauchen.
Das legt allein schon ein Blick auf Daten zur Armutsgefährdung nahe, die die Statistik Austria für Haushalte mit Kindern ausweist. Bei Paaren mit einem Kind beträgt die Quote acht, bei Paaren mit zwei Kindern zwölf und bei ebensolchen mit mindestens drei Kindern schon 30 Prozent. Weiter reichen die Angaben nicht. Bei sechs, sieben und mehr Kindern könnte es sich demnach aber durchaus um 50 Prozent und mehr handeln. Ausgewiesen wird nur noch die Quote für Alleinerzieherinnen-Haushalte. Bei ihnen beträgt sie ganze 36 Prozent.