ANALYSE. Die Beschäftigungsquoten älterer Männer und Frauen sollen kräftig steigen. Die angenommenen Ausgangswerte sind jedoch auffallend niedrig.
Zur die Pensionsreform, die das Kabinett Faymann im Februar schnüren will, wird wohl das 2013 erstellte Regierungsprogramm herangezogen werden. Von den Zielen, die darin definiert worden sind, wird schließlich der Handlungsbedarf abhängen. Dabei ist jedoch Vorsicht angesagt: Die Daten, die dem Programm zugrunde liegen, weichen von denen anderer Quellen auffallend stark an.
Die Beschäftigungsquote von 55- bis 59-jährigen Frauen soll laut Bundesregierung von 47,9 Prozent im Jahr 2012 auf immerhin 62,9 Prozent im Jahr 2018 steigen. Bei den Männern dieser Altersgruppe soll die Quote von 68,1 auf 74,6 steigen. Ob das ohne weitere Maßnahmen gelingen wird?
Gut möglich: Vergleicht man die Werte mit den Statistiken anderer Quellen, spricht sehr viel dafür, dass die Regierung tiefgestapelt hat. Dass sie also zu niedrige Ausgangswerte angesetzt hat, was es ihr naturgemäß erleichtert, die Ziele zu erreichen.
Beispiel 55- bis 59-jährige Frauen: Die Regierung bezifferte die Beschäftigungsquote im Jahr 2012 wie erwähnt mit 47,9 Prozent. Die Statistik Austria weist für diese Gruppe allerdings eine Erwerbstätigenquote von 51,6 Prozent aus. Und auch die die Kommission zur langfristigen Sicherung des Pensionssystems zitiert in ihrem Gutachten für das Jahr 2012 eine andere Quelle; nämlich da WIFO. Demnach betrug die Erwerbstätigenquote 50,9 Prozent.
Bei den Männern von 55 bis 59 setzte die Regierung einen Ausgangswert von 68,1 Prozent an. Die Pensionsreformkommission ging dagegen von sage und schreibe 73,0 Prozent aus – womit das Regierungsziel „74,6 Prozent im Jahr 2018“ ganz offensichtlich schon von vornherein de facto erreicht war.
> Zum Gutachten der Kommission zur langfristigen Pensionssicherung