ANALYSE. Der Druck, sich von deutschnationalen Burschenschaftern zu trennen, wächst. Das aber kann FPÖ-Chef Strache kaum bewerkstelligen. Seine Partei bricht damit zusammen.
Wenn es Zweifel an der politischen Haltung gibt, dann kann man sie einfach entkräften oder auch nicht. Abhängig ist das von Thema und allgemeiner Erwartungshaltung: Das mit dem Bekenntnis zu Europa hat FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache zum Beispiel trotz aller Widrigkeiten so gut hinbekommen, dass es für österreichische Verhältnisse ausreicht. Wobei sich das eben machen ließ: Es hat genügt, klarzustellen, dass er sich zur EU-Mitgliedschaft bekenne. Und was die Zukunft der europäischen Integration betrifft, hat die Kommission praktischerweise ohnehin fünf Optionen vorgelegt, die von „viel mehr“ bis „viel weniger“ reichen. Da lässt sich für jeden etwas finden. Auch für Strache.
Ungleich schwerer ist für den FPÖ-Chef nun der Umgang mit deutschnationalen Burschenschaften im Allgemeinen und dort vorhandenem Antisemitismus im Besonderen: Er kann im Unterschied zu SPÖ-Chef Christian Kern nicht sagen, dass Burschenschafter in seiner Partei keinen Platz haben. Das nämlich würde auf ihren Zusammenbruch hinauslaufen – würde es doch auf mehr als ein Drittel seiner Nationalratsabgeordneten zutreffen; und Mitarbeiter, die in Ministerien wichtige Funktionen übernommen haben; und so weiter und so fort.
Also bringt es Strache nicht einmal zusammen, Udo Landbauer aus der Partei auszuschließen.
Anders ausgedrückt: Die Heinz-Christian-Strache-FPÖ hat sich durch entsprechende Personalpolitik selbst von Burschenschaftern abhängig gemacht. Also bringt es Strache nicht einmal zusammen, Udo Landbauer, der als Vizeobmann der Germania ganz selbstverständlich Mitverantwortung für die dortigen Verhältnisse trägt, aus der Partei auszuschließen.
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Wie das gut ausgehen soll für Strache, die FPÖ und damit auch diese Bundesregierung? Es ist nicht zu sagen. Zumal erst jetzt auch einer breiteren Öffentlichkeit sickert, welche Welt sich da insgesamt auftut; und zumal damit auch der Druck steigt, sich ganz von ihr zu trennen. „Du sollst den Tod nicht scheuen fürs deutsche Vaterland“, heißt es in einem Lied der Albia Wien, der der Abgeordnete Gerhard Kaniak angehört und das ihren eigenen Angaben zufolge ihr „Selbstverständnis“ zum Ausdruck bringen soll.
Von einem Teil einer österreichischen Regierungspartei wird das „deutsche Vaterland“ gepriesen.
Allein dieses Beispiel zeigt u.a. einen Widerspruch auf, die größer nicht sein könnte: Von einem Teil einer österreichischen Regierungspartei wird das „deutsche Vaterland“ gepriesen. Was im Kontext des 19., frühen 20. Jahrhunderts vielleicht noch nachvollziehbar gewesen sein mag, nicht aber 2018, also genau 100 Jahre nach der Republikgründung und 73 Jahre nach dem Zusammenbruch eines Systems, das diese Idee pervertiert hat. Da ist es unerträglich.
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