Rückschritt bei der Kinderbetreuung

ANALYSE. Die Bundesregierung will die Ganztagsschule ausbauen. Lücken gibt es allerdings schon bei unter 6-Jährigen – und in Niederösterreich drohen sie nun sogar noch größer zu werden.

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ANALYSE. Die Bundesregierung will die Ganztagsschule ausbauen. Lücken gibt es allerdings schon bei unter 6-Jährigen – und in Niederösterreich drohen sie nun sogar noch größer zu werden.

Ganztägige Kinderbetreuungsangebote gelten ganz offensichtlich nicht überall als Standortfaktor. In Vorarlberg beispielsweise sind sie noch immer nicht die Regel. Und in Niederösterreich werden sie jetzt auch noch teurer gemacht.

Im größten Bundesland ist der Kindergartenbesuch gratis. Allerdings nur von sieben bis 13 Uhr. Danach geht die Sache für die Eltern ins Geld. Schon bisher konnten bis zu 80 Euro pro Monat von ihnen verlangt werden; wobei es eine „zeitliche“ und „soziale“ Staffelung gab. Künftig wird es wohl mehr sein. Ausschlaggebend dafür ist ein Landtagsbeschluss von der vergangenen Woche: Der Kindergartenerhalter, in der Regel also die Gemeinde, hat demnach einen Beitrag von „monatlich mindestens 50 Euro“ einzuheben; dabei sollen sie ausschließlich „auf die finanzielle Leistungsfähigkeit“ der Unterhaltspflichtigen Rücksicht nehmen können. Eine Unterschreitung ist nur „in sozialen Härtefällen“ möglich. Nach oben gibt es dagegen keine Begrenzung.

Was den Ausbau der Kinderbetreuung in Österreich betrifft, das diesbezüglich Ländern wie besonders Frankreich ohnehin schon hinterherhinkt, ist das ein Rückschritt.

Ganztägige Angebote sind nach wie vor nicht bundesweit die Regel, wie den Kindertagesheim-Daten zu entnehmen ist, die Statistik Austria für das Jahr 2014/15 erhoben hat. Dabei berücksichtigt sind auch Krippen und Horte. Österreichweit sind 91,6 Prozent ganztägig geöffnet und 8,4 Prozent halbtägig. Die Ausreißer: Wien, wo mit 2809 ganze 99,6 Prozent der Einrichtungen ganztätig geöffnet sind; sowie Tirol und Vorarlberg, wo es nur 89,7 und 72,6 Prozent sind. Pikant: In diesen beiden Ländern gibt es im Übrigen die einzigen „ganztägigen“ Kinderbetreuungseinrichtungen, die mittags geschlossen sind – in Tirol sind es elf der insgesamt 665, in Vorarlberg gar 53 der 331.

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