Platters schwierige Koalitionsfrage

ANALYSE. Auch wenn der Tiroler ÖVP-Chef die Zusammenarbeit mit den Grünen fortsetzen möchte: Die erwünschte Wirkung ist ausgeblieben.

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ANALYSE. Auch wenn der Tiroler ÖVP-Chef die Zusammenarbeit mit den Grünen fortsetzen möchte: Die erwünschte Wirkung ist ausgeblieben.

Die Tiroler ÖVP von Landeshauptmann Günther Platter hat sich 2013 nicht aus Jux und Tollerei mit den Grünen zusammengetan. Ein wesentliches Motiv war, durch die Zusammenarbeit mit der relativ jungen Gruppe auch selbst etwas moderner rüberzukommen. Gerade in Tirol ist das nämlich ein entscheidender Faktor: Kaum ein Bundesland wächst so stark; kaum ein Bundesland ist so jung.

Zunächst schien die Sache aufzugehen. Schon vor vier Jahren bekundete Platter laut APA Interesse, Schwarz-Grün über 2018 hinaus fortzusetzen: „Das Regieren hat mir noch nie so viel Freude bereitet wie jetzt. Es macht auch Spaß“, soll er gesagt haben. Und: Die Entscheidung, Schwarz-Grün zu bilden, sei richtig gewesen. „Ich würde diese Regierung jederzeit wieder bilden. Man versteht sich, begegnet sich freundschaftlich und überfordert einander nicht.“

Heute gibt sich Platter zurückhaltender. Was vor allem natürlich auch taktische Gründe hat: Was wird er seine Verhandlungsbasis schwächen, indem er sich gleich einmal festlegt? Und überhaupt: Nicht alle in der Tiroler Volkspartei haben ihre Freude mit den Grünen; Touristiker, Spediteure und Liftbetreiber zum Beispiel weniger.

Abgesehen davon aber ist das eingangs erwähnte Ziel der Zusammenarbeit nicht erreicht worden: Zwar hat die ÖVP bei der nunmehrigen Landtagswahl um fast fünf Prozentpunkte auf mehr als 44 Prozent zugelegt. Das war zum einen aber darauf zurückzuführen, dass ehemalige Mitbewerber, die zum Teil aus ihr hervorgegangen waren, kaum noch wahrnehmbar waren (Liste Fritz) oder überhaupt nicht mehr antraten (Vorwärts Tirol).

Zum anderen alterte Partei von ihrer Wählerschaft her bei dieser Landtagswahl: Wie berichtet legte sie bei den Jungen kaum, bei den Ab-60-Jährigen aber sehr stark von 53 auf 68 Prozent zu.

Wozu also die Zusammenarbeit mit den Grünen fortsetzen? Wenn Platter über einen Koalitionspartner weiterhin einen Modernisierungsschub für die ÖVP anstrebt, mit den Grünen einen solchen aber nicht erzielt hat, dann könnten Sozialdemokraten oder Neos ebensogut ins Spiel kommen.

Was jetzt im Falle der SPÖ überraschen mag, aber die Partei ist da und dort plötzlich eine stark wachsende Nummer: In der studentischen und überhaupt boomenden Stadt Innsbruck beispielsweise hat sie um die Hälfte auf 23 Prozent zugelegt und damit deutlich die 2013 führenden Grünen hinter sich gelassen; sie erreichten nur noch 16 Prozent.

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