Ein Landeskaiser, viele Feinde

ANALYSE. Zu seinem Niedergang hat Erwin Pröll überraschend viel selber beigetragen. Ein Überblick. 

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ANALYSE. Zu seinem Niedergang hat Erwin Pröll überraschend viel selber beigetragen. Ein Überblick.

Zum Bemerkenswerten an der „Falter“-Geschichte über die „Dr. Erwin Pröll Privatstiftung“ zählt, dass es sie überhaupt gegeben hat. Das allein muss dem niederösterreichischen Landeshauptmann und seinen Mitstreitern ein Alarmsignal gewesen sein. Und das mag wiederum erklären, warum sie so heftig darauf reagierten. Dass Landesparteigeschäftsführer Bernhard Ebner den Autor einer „Skandalisierungs-Neurotik“ und im Übrigen der „Lüge“ bezichtigte; und dass selbst Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP), der für die öffentliche Ordnung und Sicherheit und damit ein Stück weit auch eine Grundvoraussetzung der Medienfreiheit sorgen sollte, von „Fake News“ sprach. Verhältnismäßig war das nicht mehr; ganz im Gegenteil, es stand in keinem Zusammenhang zum Inhalt der Geschichte und diente einzig und allein einer Diskreditierung, die am Ende Pröll auf den Kopf fiel: Wer so auftritt, kann nicht auf Verständnis für seine Sache hoffen.

Doch zurück zum Alarmsignal. Dass die „Dr. Erwin Pröll Privatstiftung“ so detailreich an die Öffentlichkeit gelangen konnte, zeigt, dass das System Pröll nicht mehr funktionierte: Über Jahre hinweg hatte es den Informationsfluss ziemlich gut steuern können. Und dann das; sehr viel spricht dafür, dass das auf eine oder mehrere undichte Stellen zurückzuführen ist. Womit ein entscheidender Kontrollverlust erkenntlich wurde.

Eines Tages kann man auch so vereinsamen.

Wer die Geschichte dem „Falter“ steckte, ist dieSubstanz.at nicht bekannt. Daher verbieten sich auch Mutmaßungen. Bemerkenswert ist jedoch, dass das System Pröll auch in einer anderen Hinsicht unter Druck geraten ist: Erwin Pröll hat sich über die Jahre überraschend viele Feinde gemacht. Vielleicht, weil er sich unangreifbar fühlte? Vielleicht. Irgendwann aber muss eine solche Entwicklung auch dem Mächtigsten zum Problem werden. Und wenn damit nur einhergeht, dass die Zahl der Unterstützer immer kleiner wird. Eines Tages kann man auch so vereinsamen.

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Wie auch immer. Die Liste derer, die ein Problem mit dem scheidenden Landeshauptmann haben können, ist lang; ein Auszug, der sich bewusst auf Partei-Freunde und -Sympathisanten beschränkt:

  • ÖVP-Bundesobmann Reinhold Mitterlehner ist von Pröll mehrfach vorgeführt worden. Zuletzt, als er die damalige Innenministerin Johanna Mikl-Leitner nach St. Pölten holte und durch Sobotka ersetzte. Mitterlehner durfte da nur zuschauen und hinterher den fast schon legendären Satz sprechen: „Ich nehme an, dass ich der Chef bin.“
  • Sein Vorgänger Michael Spindelegger, ein Niederösterreicher, wurde von Pröll fallengelassen.
  • Ex-Seniorenchef Andreas Khol musste aufgrund Prölls Absage die undankbare Aufgabe übernehmen, kurzfristig in die Bundespräsidenten-Wahl zu ziehen. Es sollte ein Debakel werden, das immer mit seiner Person in Verbindung bleiben wird.
  • 2009 kam es zum Bruch zwischen Erwin Pröll und seinem Neffen Josef Pröll. Als damaliger ÖVP-Chef hatte er es gewagt, vor der seinerzeitigen Bundespräsidenten-Wahl Amtsinhaber Heinz Fischer einen guten Job zu attestieren; was Pröll sen. insofern als Affront empfand, als er mit dem Gedanken spielte, gegen Fischer zu kandidieren.
  • Davon abgeraten hatte ihm außerdem der damalige Raiffeisen-Generalanwalt Christian Konrad. Die beiden pflegten einst eine enge Beziehung. Konrad führte mehrmals Personenkomitees zur Wiederwahl von Landeshauptmann Erwin Pröll. Ganz und gar aus mit der Freundschaft war es freilich im vergangenen Jahr. Damals war Konrad Flüchtlingskoordinator der Bundesregierung und sprach sich gegen Obergrenzen aus. Daraufhin wurde von den Pröll-Vertrauten scharf geschossen: „Völlig wirklichkeitsfremd“ sei seine Haltung, so der bereits erwähnte Bernhard Ebner. Und Landtagsklubobmann Klaus Schneeberger attestierte ihm, verantwortungsloserweise „den Weg von Merkel und Faymann“ gehen und „eine Willkommenskultur in Österreich etablieren“ zu wollen. Das war denn wohl zu viel der Respektlosigkeit.

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