Älter und kränker

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BERICHT. Das WIFO hat die Arbeitslosigkeit in Niederösterreich analysiert. Herausgekommen sind Hinweise, die gerade auch in Verbindung mit Pensionsreformen für ganz Österreich relevant sind.

„Deutlich mehr ältere und gesundheitlich eingeschränkte Arbeitslose.“ Das ist ein zentrales Ergebnis einer Analyse, die das WIFO im Auftrag des AMS Niederösterreich zu Entwicklung und Zusammensetzung der Arbeitslosigkeit in dem großen Bundesland erstellt und nun hier veröffentlicht hat.

Die Zahl der Arbeitslosen ab 50 ist von 2001 bis 2019 wesentlich stärker gestiegen als die der Arbeitslosen insgesamt. Das kommt auch in nachfolgender Grafik zum Ausdruck: Gegenüber 2001 gab es 2019 kaum mehr bis 49-Jährige, die beim AMS vorgemerkt waren, ja gegenüber 2013 handelte es sich sogar um weniger. Bei den ab 50-Jährigen gab es hingegen eine kontinuierliche Zunahme und alles in allem sogar eine Verdoppelung.

Grund A: Die demographische Entwicklung, gemeinhin auch als Alterung bezeichnet. Grund B laut WIFO: Pensionsrechtliche Änderungen. Und Grund C, der in einem Zusammenhang mit A und B steht: Gesundheitliche Vermittlungseinschränkungen. Anders ausgedrückt: Es gibt mehr Ältere, die dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen, und Ältere sind eher kränker, sodass sich das AMS schwerer tut, eine offene Stelle zu finden, die geeignet sein könnte für sie. Insgesamt hat sich die Zahl der Arbeitslosen, bei denen ebensolche Vermittlungseinschränkungen vorliegen, von 2001 bis 2019 beinahe verdreifacht.

Das ist ein Hinweis auf Handlungsbedarf, der in Verbindung mit laufenden und kommenden Pensionsreformen in ganz Österreich verstärkt bestehen wird: Bei Frauen läuft derzeit eine Anpassung des gesetzlichen Pensionsalters an das der Männer. Für Männer wiederum will die Regierung ab dem kommenden Jahr zumindest den Zugang zur Korridorpension, einer Art Frühpension, erschweren. Beides zusammen wird zu einem „älteren Arbeitskräfteangebot mit mehr gesundheitlich eingeschränkten Personen“ (WIFO) beitragen.

„Reintegration Arbeitsloser“ wird insofern gerade auch im Hinblick auf noch größere Pensionsreformen, die längerfristig kommen könnten, zur ebenso großen Herausforderung. Beziehungsweise: Das eine wird nicht ohne das andere gehen.

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