BERICHT. Über 16 Millionen Euro gab die gesetzliche Interessenvertretung im vergangenen Jahr für Inserate aus. Bei anderen Kammern handelte es sich um einen Bruchteil davon.
Mehr als etwa in Deutschland oder in der Schweiz sehen hierzulande Gebietskörperschaften und Einrichtungen eine Notwendigkeit, Werbung zu machen, die keinem Wettbewerb ausgesetzt sind. Wobei: Ein Teil entfällt auf Informationstätigkeiten, aber eben nur ein Teil, der nicht bezifferbar ist.
Bundesministerien meldeten für das vergangene Jahr Werbe- und Informationsausgaben von 45,3 Millionen Euro, die Stadt Wien brachte es auf 24,2 Millionen Euro. Im Zuge der ÖVP-Wirtschaftsbundaffäre in Vorarlberg ist das Licht zuletzt auch auf die dortige Wirtschaftskammer gefallen. Sie, die bisher von Wirtschaftsbundobmann Hans Peter Metzler geführt worden ist, gab für die vergangenen zehn Jahre allein für das ÖVP-Wirtschaftsbund-Magazin 87.820 Euro an.
Bei diesen Angaben ist folgendes zu berücksichtigen: Für die Medientransparenzdatenbank müssen lediglich Inserate ab einem Volumen von 5000 Euro pro Medium gemeldet werden. Viele bleiben damit geheim. Schätzungen zufolge könnte es sich um bis zu einem Drittel des Gesamtvolumens handeln.
Wie auch immer: Wie schaut es mit der Wirtschaftskammer im Allgemeinen aus? Problem: Die Kammer besteht aus so vielen, in der Transparenzdatenbank getrennt voneinander ausgewiesenen Teilen, dass man die Antwort hier nicht so schnell finden wird. Gut ist daher, was über die steirische FH Joanneum betrieben wird: die Datenbank medien-transparenz.at, in der auch geclustert wird. Anders ausgedrückt: Hier können alle Teile der Wirtschaftskammer(n) zusammengefasst werden.
Ergebnis: Die Wirtschaftskammer Österreich, die Kammern in den Ländern sowie die Fachverbände, -gruppen und Innungen brachten es im vergangenen Jahr auf ein Inseratenvolumen von mehr als 16 Millionen Euro. 4,377 Millionen Euro entfielen auf die WKO, nach Ländern am bedeutendsten sind Wien (2,382 Millionen), NÖ (1,065 Millionen) und OÖ (knapp 600.000 Euro). Was auffällt: Die Unterschiede sind erheblich. Tirol und Kärnten beschieden sich mit weniger als 300.000 Euro, Burgenland überhaupt nur mit etwa 89.000.
Bedeutend sind die Werbeausgaben der Fachverbände und Innungen. Das sind zudem unendlich viele. Am größten war das Volumen im vergangenen Jahr beim WKO-Fachverband für die chemische Industrie (rund 383.000 Euro), gefolgt von der Bundesinnung der Tischler und Holzgestalter (344.000) sowie der Bundesinnung Bau (310.000). Alle verbleibenden zusammen kamen auf Bundesebene und in den Ländern auf 4,542 Millionen Euro.
Wer hat davon profitiert? An der Spitze stehen laut medien-transparenz.at „Hitradio Ö3“ mit 1,4, die „Kronen Zeitung“ mit 1,3 Millionen Euro sowie „ORF 2“ mit 922.000 Euro. Ziemlich viel Geld ging auch an „Google“, nämlich mehr als eine halbe Million (617.000 Euro).
Für die Arbeiterkammern wird ein Werbevolumen von summa summarum 3,6 Millionen Euro ausgewiesen, für die Landwirtschaftskammern eines von etwas mehr als einer halben Million.
dieSubstanz.at spricht Sie an? Unterstützen Sie dieSubstanz.at >