Weniger besorgt

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ZAHLEN ZUM TAG. 68 Prozent der Österreicher sehen im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine eine Gefahr für die nationale Sicherheit. Im europäischen Vergleich sind das nicht viele.

FPÖ-Chef Herbert Kickl würde es nicht gefallen, wenn es ihm nicht ohnehin klar wäre: In Bezug auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine vertritt er nicht „das Volk“ und auch keine Mehrheit, sondern eine Minderheit: Über 50 Prozent sind im Unterschied zu ihm für humanitäre aber auch militärische Unterstützung des Landes insofern, als sie die Finanzierung des Kaufs und der Lieferung von militärischer Ausrüstung durch die EU befürworten. Das ist bei der Eurobarometer-Standarderhebung im heurigen Frühjahr herausgekommen.

Interessant ist jedoch die Betroffenheit. Genauer: Die Sorge, dass der Angriffskrieg auch eine Gefahr für die nationale Sicherheit darstellt. Davon gehen hierzulande 68 Prozent aus. Viele? Im europäischen Vergleich nicht, da sind es in den EU-Staaten insgesamt 73 Prozent.

Schaut man sich die Anteile in den einzelnen Staaten an, fallen drei Muster auf: Relevant sind demnach die geographische Nähe zu Russland, eine gewisse kulturelle Nähe zu Russland und die politischen Verhältnisse im jeweiligen Land.

In Schweden und Finnland sind die Anteile der Menschen, die eine Bedrohung sehen, mit fast 90 Prozent am höchsten. Bei ihnen ist das allein schon durch die geographische Nähe erklärbar, aber auch die Antwort der nationalen Politik (Nato-Beitritt). In Griechenland, Bulgarien und vor allem Zypern (nur 30 Prozent) sind die Anteile am kleinsten. Hier kommt vielleicht eine religiös-kulturelle Nähe zu Russland ins Spiel. Stichwort Orthodoxie.

Bei Ungarn (nur 61 Prozent) ist das jedenfalls nicht der Fall. Hier geht’s sehr wahrscheinlich um die russlandfreundliche Politik von Ministerpräsident Viktor Orban; sie färbt ab. Und bei Österreich? Möglicherweise eine Folge der Vorstellung, dass die Neutralität schütze, jedenfalls aber auch einer Nichtauseinandersetzung mit Sicherheit und Verteidigung, sprich, einer Verdrängung.

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