ZAHLEN ZUM TAG. Bevölkerung geht zurück. WIFO-Studie zeigt negative Effekte, die mit hoher Wohnkostenbelastung einhergehen. Auch die Wirtschaft leidet.
Aus der Stadt Salzburg ist dieser Tage eine bemerkenswerte Nachricht gekommen: Es habe einen Bevölkerungsrückgang gegeben. Zu Jahresbeginn lebten demnach nur noch 158.040 Menschen in der Stadt. Das waren um rund 1000 weniger als Anfang 2023.
Bemerkenswert ist das insofern: Bisher galt die Regel, dass urbane Zentren wachsen und der ländliche Raum schrumpft. Schaut man sich die Entwicklung in den größten fünf Städten Österreichs an, wird das jedoch relativiert: Wien und Graz weisen eine starke Dynamik auf. Hier gibt es jeweils um mehr als ein Viertel mehr Einwohner als 2002. Linz hatte in den 2000er Jahren eine Flaute, wächst seither jedoch. Innsbruck wächst seit fast zehn Jahren nicht mehr. Im Gegenteil, es gibt eher einen Bevölkerungsrückgang (siehe Grafik).
Salzburg ist alles in allem am wenigsten stark gewachsen in den vergangenen Jahren. Von der zweiten Hälfte der 2000er bis in die 2010er Jahre hinein gab es zwischendurch sogar einen Rückgang. Jetzt gibt es einen weiteren.
Auf einen Grund dafür lässt eine Studie schließen, die das Wirtschaftsforschungsinstitut WIFO im Auftrag der Salzburger Arbeiterkammer erstellt hat und die gerade veröffentlicht worden ist. Es geht um Effekte, die mit der hohen Wohnkostenbelastung einhergehen. Sie sind verhängnisvoll.
Problem: In Salzburg sind die Wohnkosten – nicht zuletzt aufgrund bescheidener Bautätigkeit – im bundesweiten Vergleich hoch, die Einkommen jedoch eher durchschnittlich. Es bleibt daher weniger Geld für Sonstiges übrig. Im Schnitt liegt die Wohnkostenbelastung gemessen am Einkommen bei mehr als einem Viertel. Finanziell ist es – für den Durchschnitt – also nicht besonders attraktiv, in der Stadt zu leben.
Ein ausdrückliches „Kernergebnis“ der Studie ist eine „ausgesprochen negative“ Wanderungsbilanz, die für einen urbanen Raum „außergewöhnlich“ sei: Relativ viele Haushalte würden abwandern, um anderswo günstiger zu leben und, falls notwendig, nur für die Arbeit in die Stadt zu pendeln. (Womit man sich nebenbei ein Verkehrsproblem beschert.)
Die Wirtschaft leide trotzdem: Wenig überraschend herrscht ein beträchtlicher Arbeitskräftemangel; und zwar ganz besonders in Bereichen, in denen die Löhne alles andere als üppig sind: Handel, Beherbergung und Gastronomie, Sozialwesen.
Auffällig ist laut der Studie außerdem, dass die Salzburger Wirtschaft „schwache Werte in puncto Unternehmensdynamik“ aufweise: „Sowohl was Gründungs- und Fluktuationsraten betrifft als auch bezogen auf den Anteil schnell wachsender Unternehmen, weist das Bundesland unterdurchschnittliche Kennzahlen aus.“