ANALYSE. Unternehmen droht die Sache nach dem Arbeitszeitkonflikt noch viel teurer zu werden.
Grundsätzlich kann man ja nur hoffen, dass Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter auch nach dem Konflikt über die Arbeitszeitflexibilisierung verständnisvoll miteinander umgehen. Zu erwarten ist es nicht: „Viel Spaß bei den Lohnrunden“, hat ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian bereits wissen lassen. Was so viel heißt wie: Wir werden saftige Forderungen stellen. Das ist insofern bemerkenswert, als die Arbeitnehmervertreter ohnehin schon auf Abschlüssen von (wohl) drei Prozent und mehr bestehen werden; und dass ihre Verhandlungsposition in immer mehr Branchen nicht die schlechteste ist.
Erstens: Die Inflation hat im vergangenen Jahr wieder angezogen. Heuer beträgt sie im Schnitt knapp zwei Prozent. Sprich: Allein um das auszugleichen muss es entsprechende Lohnerhöhungen geben. Wobei auch die „Kalte Progression“ zu berücksichtigen ist, die ja nach wie vor existiert.
Zweitens: Unternehmen geht es alles in allem nicht schlecht. Die meisten profitieren von der guten Wirtschaftslage. Das zeigt sich in der Entwicklung des Körperschaftsteuer-Aufkommens: Von Jänner bis Mai kamen heuer 3,33 Milliarden Euro zusammen. Seit dem Vergleichszeitraum 2011 hat es sich damit verdoppelt.
Drittens: Es gibt einen wachsenden Fachkräftemangel. Das kommt etwa darin zum Ausdruck: In immer mehr Ländern gibt es nicht einmal genügend Lehrstellensuchende, um die offenen Stellen zu besetzen. Das steigert den Fachkräftewert.
Arbeitnehmervertreter werden ihre Forderungen mit solchen Hinweisen stützen. Und, siehe Katzian-Warnung, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit weniger Rücksicht darauf nehmen, dass sich die Gesamtlage sehr schnell wieder verschlechtern kann. Wegen des Handelskriegs etwa, den die USA eröffnet haben.