BERICHT. Menschen mit geringem Einkommen tun sich im sechsten Jahr unterschiedlicher Krisen in Folge zunehmend schwer, über die Runden zu kommen.
Von einer breiteren (Medien-)Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt versucht „Statistik Austria“ in Kooperation mit dem „Institut für Höhere Studien“ vier Mal jährlich, soziale Krisenfolgen zu erheben und darzustellen. Dazu werden österreichweit rund 3500 18- bis 74-Jährige befragt. Öffentlich so gut wie gar nicht wahrgenommen wurden jüngste Ergebnisse: Alles in allem hat sich die finanzielle Lage der österreichischen Haushalte nicht weiter verschärft, sondern zum Teil sogar entspannt. Sehr wohl verschärft hat sie sich jedoch bei all jenen mit geringem Einkommen (weniger als 1200 Euro bei einem 1-Personen-Haushalt).
Das lässt sich aus mehreren Befragungsergebnissen ableiten. Erstens: Insgesamt ist der Anteil der Haushalte, die nur mit (großen) Schwierigkeiten über die Runden kommen, vom vierten Quartal 2023 auf das vierte Quartal 2024 um ein Drittel auf zwölf Prozent gesunken. Bei denen, bei denen ein geringes Einkommen vorliegt, ist der Anteil jedoch um fast ein Zehntel auf 47 Prozent gestiegen.
Zweitens: Wenig überraschend sehen insgesamt nicht nur viele Haushalte weniger Schwierigkeiten, sondern auch eine Verbesserung des Haushaltseinkommens. Anders ist das jedoch bei denen, bei denen es gering ist: Bei ihnen erklären nicht mehr 40, sondern 52 Prozent, also mehr als die Hälfte, dass es gegenüber dem Jahr zuvor zu einer Verschlechterung gekommen sei.
Drittens: Insgesamt sehen mit 15 Prozent um fünf Prozentpunkte weniger Haushalte eine schwere Wohnkostenbelastung. Bei denen mit einem geringen Einkommen sind es mit 39 Prozent jedoch um vier Prozentpunkte mehr als im vierten Quartal 2023.
Was heißt das alles? Belastbare Antworten liegen nicht vor. Umso mehr gehören mögliche Erklärungen „abgeklopft“. Zum Beispiel: Kann es sein, dass hier der Wohlstandsverlust besonders schmerzlich zum Ausdruck kommt? Also bei denen, die ohnehin schon keine oder so gut wie keine Reserven hatten und die im Laufe der Zeit auch insofern zunehmend Probleme bekommen, als früher oder später ja immer größere Ausgaben anfallen, die irgendwie bewältigt werden müssen? Als man vorübergehend vielleicht mit wenig Geld durchkommt, aber ansteht, wenn die Waschmaschine oder der Kühlschrank den Geist aufgibt?
Tatsache ist – auch das zeigen die „Statistik Austria“-Erhebungen – dass gut ein Viertel aller österreichischen Haushalte so gut wie nichts für unvorhergesehene Ausgaben auf der hohen Kante haben. Dass sie ebensolche Ausgaben in Höhe von 1390 Euro nur auf Pump tätigen können. Und dass es sich bei Haushalten, in denen das verfügbare Einkommen gering ist, um jeden zweiten handelt: Hier geht das sechste Jahr unterschiedlicher Krisen an die Substanz.