BERICHT. In Österreich wird eher ein Auge zugedrückt als in einer Mehrheit der übrigen Mitgliedsländer der EU. Schlimmer: In nur zwei Staaten ist die Akzeptanz für Machtmissbrauch größer.
„Korruption ist der Missbrauch einer Vertrauensstellung. Der Missbrauch beginnt, wenn im Rahmen einer öffentlichen, privaten, wirtschaftlichen oder politischen Verantwortung Vorteile erlangt werden oder erlangt werden sollen.“ (Quelle: Wikipedia)
Österreich hat einen augenzwinkernden Umgang mit Korruption. Illegale Parteienfinanzierung gilt als Kavaliersdelikt, auf das allenfalls eine Geldbuße steht, während man in Frankreich etwa bei einer Wahlkampfkostenüberschreitung mit einer Haftstrafe rechnen muss. Oder: Die Umwidmungsaffäre um den niederösterreichischen Bürgermeister Alfred Riedl (ÖVP) ist bisher ebenso ohne nennenswerte Konsequenzen geblieben wie jene um den Donaustädter Bezirksvorsteher Ernst Nevrivy (SPÖ). Bezeichnender Kommentar der Wiener Planungsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) zu letzterem: Die Umwidmungen seien korrekt abgelaufen. Als würde es darum gehen. Es geht insbesondere um mutmaßliches Insiderwissen. Demnach hat einer ein Badehüttengrundstück günstig erworben; und zwar in Kenntnis der Tatsache, dass es bald darauf wertvolles Bauland wird.
Dass es immer wieder zu solchen Affären kommt, hat erstens mit einem unterentwickelten Verständnis dafür zu tun, was Korruption ist; und zweitens mit einer erheblichen Toleranz. Das lässt sich aus einer Eurobarometer-Befragung herauslesen, die vor dem Sommer durchgeführt worden ist.
In drei getrennten Fragestellungen geht es dabei darum, ob es akzeptabel sei, eine Gefälligkeit zu erweisen oder Geld oder ein Geschenk zu übergeben, wenn man von einer Behörde etwas wolle. Die Ergebnisse wurden durch einen Index zum Ausdruck gebracht. In allen EU-Mitgliedsländern zusammen wird derlei demnach von 64 Prozent nicht akzeptiert, von 32 Prozent toleriert und von vier Prozent akzeptiert. In Österreich ist die Toleranz mit 36 Prozent ebenso überdurchschnittlich wie die Akzeptanz mit sieben Prozent. Diese ist nur in der Slowakei (acht Prozent) und in Rumänien (14 Prozent) größer als in Österreich.
Anmerkung: In einer ursprünglichen Fassung der Grafik war aufgrund eines Übertragungsfehlers des Autors anstelle von Kroatien (ein weiteres Mal) Ungarn angeführt.