Impflücke

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BERICHT. Sofern Österreich überhaupt ein Interesse hat, zu erfahren, wie viele Menschen geimpft sind, fällt das Ergebnis vielsagend aus.

FPÖ-Chef Herbert Kickl erinnert nach wie vor regelmäßig an die Pandemie, auch im freiheitlichen Wahlprogramm wird ihr viel Platz gewidmet bzw. Konsequenzen, die aus Sicht der Partei fällig sein sollen: „Entschädigung für alle Corona-Schäden“, „vollständige Amnestie und Rückzahlung von Corona-Strafen“ und so weiter und so fort – bis „Nein zu jedem Impfzwang“.

Impfen ist seit der eingeführten, dann nicht durchgesetzten und letztlich wieder gestrichenen Pflicht mehr denn je ein Thema. Es hat dadurch eine besondere politische Dimension erlangt, auf die Kickl mehr oder weniger allein setzt.

Für das, was man gemeinhin das offizielle Österreich nennt, scheint Impfen ein Tabu zu sein. Bezeichnend jedenfalls: Für alle europäischen Staaten liegen in einer Eurostat-Datenbank Informationen darüber vor, wie viele ab 65-Jährige 2022 gegen die Grippe geimpft waren. Für alle? Nein, für die Alpenrepublik gibt es keine Angabe. Die aktuellste stammt aus dem Jahr 2014. Damals belief sich der Anteil auf 20,3 Prozent.

Im Durchschnitt der EU-27 war der Anteil vor zwei Jahren mit 48,2 Prozent fast zweieinhalb Mal größer. In Dänemark war er mit 78 überhaupt am größten, in der Slowakei mit 5,6 Prozent am niedrigsten. Schaut man sich die Zahlen für alle europäischen Länder im Jahr 2014 an, stellt man fest, dass der Anteil alles in allem schon damals über 40 Prozent betrug, er in Österreich also schon damals vergleichsweise bescheiden war. Das lässt auf eine größere Skepsis oder Ablehnung von Impfungen oder auch auf eine geringere Bereitschaft schließen, sich impfen zu lassen.

Genauer im Fokus hat das Gesundheitsministerium unter anderem die Masern-Impf-Lage. Diesbezüglich wird hierzulande eine Durchimpfungsrate (mit 2 Dosen) von 95 Prozent ab dem zehnten Lebensmonat empfohlen. In einem jetzt vorgelegten Bericht zu den Verhältnissen im vergangenen Jahr heißt es jedoch: „Impflücken“, die auf die Pandemiezeit zurückzuführen seien, „konnten noch nicht ausreichend geschlossen werden und auch Kleinkinder wurden nicht ausreichend geimpft.“

In der Altersgruppe der Zwei- bis Fünfjährigen seien 2023 sechseinhalb Prozent der Kinder „komplett ungeimpft“ gewesen, „sodass das Ziel einer Durchimpfungsrate von 95 Prozent nicht einmal bei der ersten Impfung erreicht werden konnte“. Und weiter: „Auch die zweite Impfung hatten nur rund 84 Prozent der Kinder erhalten. Konkret heißt das, dass bei fast 33.000 Kindern in dieser Altersgruppe zumindest die zweite Impfung fehlte und weitere 23.000 Kinder noch gar keine Impfung erhalten hatten.“

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