„Hausverstand“ reicht nicht

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BERICHT. Ein Nachhaltigkeitsbericht der Statistik Austria unterstreicht, dass mehr Renaturierung notwendig ist.

Österreich ist in Bezug auf UN-Nachhaltigkeitsziele („Agenda 2030“) alles in allem gut unterwegs. Das geht aus einem Zwischenbericht der Statistik Austria hervor: 85 Prozent der Kennzahlen seien positiv. Immerhin. Knapp 15 Prozent der insgesamt 148 bewerteten Indikatoren würden sich jedoch negativ entwickeln. Auffallend: Hier geht es vor allem auch um Dinge, die durch Renaturierung angestrebt werden.

Das allein kann die Zustimmung von Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) zur EU-Renaturierungsverordnung noch nicht rechtfertigen, es zeigt aber, dass mehr Renaturierung nötig ist, dass sogenannter „Hausverstand“, auf den sich Gegner so gerne berufen, nicht reicht.

Die EU-Nachhaltigkeitsziele sind umfassend. Dabei geht es unter anderem um Soziales, Gesundheit, Ernährungssicherheit und Bildung. Hier entwickelt sich Österreich überwiegend in die richtige Richtung. Das gilt abgesehen davon auch für den Energieverbrauch: Die wärmere Witterung sowie massiv gestiegene Preise hätten diesen im Jahr 2020 „fast auf das pandemiebedingt tiefe Niveau von 2020 gedrückt“, stellt die Statistik Austria fest.

Schwierigkeiten gibt es auf ein paar Aspekte der ökologischen Nachhaltigkeit. Konkret etwa beim Unterziel, das auf die Bewahrung der genetischen Vielfalt von Saatgut, Kulturpflanzen sowie Nutz- und Haustieren und ihren wildlebenden Artverwandten abziele.

Für die Messung der wildlebenden Arten wird näherungsweise der Index der gemeinen Feldvogelarten von BirdLife Österreich heranzogen. Gemessen am Ausgangswert 100 im Jahr 1998 ist dieser lange stark zurückgegangen und hat sich zuletzt nur auf einem sehr niedrigen Niveau stabilisiert. Für 2021 wird ein Indexwert von 60,5 ausgewiesen. Das entspricht beinahe einer Halbierung. Der langfristige Trend ist damit laut Statistik „deutlich negativ“.

BirdLife Österreich warnt im Übrigen, dass wichtige Rastplätze und Brutgebiete gefährdet seien. Grund: Im burgenländischen Seewinkel ist nach niederschlagreicheren Monaten zuletzt zwar wieder Wasser in die Salzlacken gekommen, insgesamt zunehmende Trockenheit und Grundwasserentnahmen durch die Landwirtschaft würden ihnen auf Dauer jedoch zusetzen.

Wenig überraschend stellt Statistik Austria auch fest, dass sich der dem Ziel „Nachhaltige Städte und Gemeinden“ zugeordnete Flächenverbrauch „nicht in die gewünschte Richtung im Sinne der Nachhaltigkeit“ entwickle: „Die Flächeninanspruchnahme für Bau-, Verkehrs- und Freizeit-/Abbauflächen nahm von 2010 auf 2021 um 11,3 % zu. Die versiegelten Flächen stiegen im selben Zeitraum um 11,1 % an.“

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