ZAHLEN ZUM TAG. Warum finanzielle Anreize nicht zu dazu führen müssen, dass viele Menschen in Österreich mehr oder länger arbeiten.
Menschen in Österreich ist es durchaus wichtig, ordentlich Geld zu besitzen. Ja, Reichtum stellt für viele etwas dar, was erstrebenswert ist. Darauf lassen Befragungsergebnisse der Europäischen Sozialstudie schließen. Im europäischen Vergleich eine besondere Bedeutung hat es für Österreicher:innen in ihrer Gesamtheit jedoch, „eine gute Zeit“ zu haben.
Bei der Frage danach waren Angaben von 1 wie „sehr“ bis 6 wie „gar nicht“ möglich. Auf „sehr“ entfielen in Österreich 18 Prozent der Antworten. Mehr waren es nur in der Schweiz und in Deutschland. Das ist ein Hinweis darauf, dass es mit Wohlstand zu tun haben könnte. Ganz offensichtlich aber nicht nur: In Norwegen (8,5 Prozent) und den Niederlanden (5,9) sind die Anteile sehr niedrig. Niedriger als in den Niederlanden ist er – bei insgesamt 13 Staaten – nur in der Slowakei (4,4).
Wichtiger: Es ist ein Aspekt, der in der Arbeitszeitdebatte untergeht. Selbstverständlich gibt es Leute, die Ergebnisse des „Brutto-Netto-Rechners“ davon abhalten, mehr zu arbeiten und vielleicht nur etwas mehr zu verdienen. Wesentlich ist aber auch, dass eine Abwägung schlicht zugunsten einer „guten Zeit“ ausfallen kann.
Dazu passt: Dass das tatsächliche Pensionsantrittsalter bei Männern ziemlich konstant bei gut 63 Jahren liegt, ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass es erstens oft die Möglichkeit gibt, dann aus dem Erwerbsleben auszuscheiden; es hat zweitens wohl auch damit zu tun, dass die finanziellen Ansprüche vielen Menschen genügen.
Das heißt umgekehrt: Wenn man glaubt, ausschließlich mit finanziellen Anreizen das tatsächliche an das gesetzliche Pensionsalter heranführen zu können, täuscht man sich sehr wahrscheinlich. „Eine gute Zeit“ zu haben kann für viele Menschen wichtiger sein als länger zu arbeiten und dann noch mehr zu bekommen.
