Gute Nacht

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ZAHLEN ZUM TAG. In ländlichen Bezirken mit Abwanderung wird die Bevölkerung bis 2050 um bis zu einem Drittel zurückgehen.

Das wäre eine politische Botschaft: „Keine Region darf abgehängt werden!“ Nicht zuletzt auch im Sinne eines lesenswerten Beitrags in der „Süddeutschen Zeitung“, der den Titel trägt: „Wer die Provinz rettet, schützt Umwelt und Demokratie.“ Der steirische Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP) hat in einer ZIB2 jedoch deutlich gemacht, dass er sich im Hinblick auf „seine“ Landtagswahl im Spätherbst auf Akzente zu Migration konzentrieren möchte.

Wenn man von der These ausgeht, dass das politische Kernproblem in Wirklichkeit die Krise eines Teiles des ländlichen Raumes ist, ist das jedoch ein Ablenkungsmanöver. Bei der niederösterreichischen Landtagswahl (vgl. Bericht dazu) oder jetzt auch bei der Europawahl (vgl. Bericht dazu) hat man gesehen, dass es vor allem dort einen Rechtsruck gibt, wo eher Abwanderung herrscht.

Diese Abwanderung ist eine Katastrophe, der Politiker wie Drexler nicht annähernd gerecht werden. Man muss sich nur die kleinräumige Bevölkerungsprognose der Statistik Austria aus dem Jahr 2021 anschauen. In den meisten Bundesländern wird es bis 2050 in Summe noch ein Wachstum geben. Aber: In allen bis auf Wien wird die Zahl der Menschen im klassischen Erwerbsalter 20 bis 64 zurückgehen. Zum Teil sogar stark. In Kärnten um 17,2, in der Steiermark um 11,1 und im Burgenland um 10,6 Prozent.

Es gibt jedoch Extreme, die die Gesamtwerte verzerren. Überall gibt es stärker wachsende und stärker schrumpfende Regionen. In den drei Bezirken mit dem größten Wachstum – Liesing, Donaustadt, Floridsdorf (alle Wien) – nimmt nicht nur die Bevölkerung insgesamt weiter zu, sondern auch die Bevölkerung in der Altersgruppe von 20 bis 64 Jahren. In den drei Bezirken mit dem größten Rückgang gibt’s durchwegs ein stärkeres Minus. In Murau in der westlichen Obersteiermark wird es bis 2050 um fast ein Drittel (32,2 Prozent) weniger Menschen im erwähnten Erwerbsfähigenalter geben.

Das sind einerseits viel weniger Menschen, die eher mehr Geld haben, um es auszugeben und so etwa andere Arbeitsplätze zu erhalten; aber auch weniger Menschen, um sozusagen Wirtschaft und Gesellschaft (z.B. im Bildungs- oder im Gesundheitswesen) am Laufen zu halten. Oder um Perspektiven zu sichern.

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