ZAHLEN ZUM TAG. Leseschwäche scheint bei vielen Personen mit dem Alter zuzunehmen: Bei jeder zweiten 55- bis 65-jährigen liegt eine solche vor.
Die OECD führt quasi auch einen „Pisa-Test für Erwachsene“ durch. Ein Ergebnis hat hierzulande gerade für Schlagzeilen gesorgt: Mit 29 Prozent hat mehr als jede vierte 16- bis 65-Jährige Person in Österreich eine massive Leseschwäche. Ihre Kompetenzen werden hier den niedrigsten Stufen zugeordnet. Laut OECD-Bildungsdirektor Andreas Schleicher handelt es sich de facto um „funktionale Analphabeten“: Ein Teil kann überhaupt nicht lesen, ein Teil nicht sinnerfassend.
In Österreich ist die Erhebung von der „Statistik Austria“ durchgeführt worden. Sie hat auch Details veröffentlicht. Ein höheres Risiko, der erwähnten Gruppe anzugehören, haben demnach bei weitem nicht nur fremdsprachige Personen, sondern auch Ältere, Männer und Frauen mit einem niedrigen Bildungsabschluss sowie Arbeitslose.
Genauer: Bei den 16- bis 24-Jährigen beträgt der Anteil 13 Prozent, bei den 55- bis 65-Jährigen jedoch 46 Prozent. Ähnlich hoch ist er mit 43 Prozent bei all jenen, die nicht über die Pflichtschule hinausgekommen sind. Mit 56 Prozent sehr hoch ist er außerdem bei Personen, die nicht in Österreich geboren sind, sowie mit 50 Prozent bei Arbeitslosen.
Der Gesamtanteil hat sich seit 2012 beinahe verdoppelt. Was dafür ausschlaggebend ist, müsste laut Statistik Austria untersucht werden. Die Antwort „Zuwanderung“ wäre demnach zu einfach: Alles in allem ist der Bildungsstand in der Bevölkerung nämlich gestiegen.
Österreich scheint mit dem Phänomen nicht allein zu sein. In der Schweiz hat das Bundesamt für Statistik ebenfalls festgestellt, dass die Leseschwäche nach Altersgruppen etwa zunimmt. Auf wesentlich niedrigerem Niveau allerdings: Bei 16- bis 25-Jährigen liegt sie dort bei zehn, bei 56- bis 65-Jährigen bei 32 Prozent.
