ANALYSE. Vor allem für Wien ist der Einbruch der Bautätigkeit ein Problem: Es drohen stärker steigende Mieten sowie Immobilienpreise.
Die Mietpreisbremse ist beschlossen, Mieter können sich darauf verlassen, dass extreme Teuerungsraten bei laufenden Verträgen künftig nicht mehr zur Gänze an sie weitergegeben werden. Allein: Kernaufgabe der Wohnungspolitik bleibe die Frage: „Wie kann neuer/zusätzlicher Wohnraum in schnell wachsenden Städten geschaffen werden.“ Das ist einer Analyse des Wirtschaftsforschungsinstituts WIFO zur Bremse zu entnehmen.
Die Wohnbautätigkeit ist zuletzt jedoch eingebrochen. Das zeigen Statistik-Austria-Daten zu Fertigstellungen: Waren österreichweit 2021 pro 1000 Einwohner noch 6,9 Wohnungen in neuen Gebäuden fertigstellt worden, so handelte es sich im vergangenen Jahr nur noch um 4,6. Und es dürfte heuer und im kommenden Jahr zu einem weiteren Rückgang kommen: Es gibt nämlich auch weniger Baubewilligungen – das sind die Fertigstellungen von morgen bzw. der kommenden zwei, drei Jahre.
In Wien gab es zuletzt mit 6,2 Wohnungsfertigstellungen pro 1000 Einwohner zwar deutlich mehr als im übrigen Österreich, das ist jedoch relativ: Hier ist die Rate bis in die zweite Hälfte der 2010er Jahre meist niedriger gewesen – und hier ist Bevölkerung seit 2010 mit fast einem Fünftel gut zweieinhalb Mal stärker gewachsen als im übrigen Österreich.
Das führt zu Problemen: In Wien gibt es zwar viele Gemeinde- sowie gemeinnützige Wohnungen, Wohnkosten setzen hier aber schon weit überdurchschnittlich vielen Menschen zu: Bei 14 Prozent machen sie laut einer Statistik-Austria-Erhebung mehr als 40 Prozent des verfügbare Einkommens aus. Österreichweit ist das „nur“ bei sechs Prozent der Fall. Und: Zehn Prozent sind in Wien bei Miet- oder Kreditratenzahlungen im Rückstand. Österreichweit sind es „nur“ vier Prozent.
Umso wichtiger wäre eine Rückbesinnung auf die Kernaufgabe der Wohnungspolitik gerade in der Bundeshauptstadt: Wohnen wird auf Dauer durch keine Mietpreisbremse leistbar(er), sondern nur wenn genügend Wohnraum zur Verfügung steht – also besonders in Wien wieder mehr gebaut wird.
Ebenfalls das WIFO hat in einer Analyse dargelegt, was passiert, wenn Wohnen für eine Masse zu teuer wird. Das Beispiel Salzburg ist demnach ein warnendes Beispiel. Vor allem Menschen mit niedrigen Einkommen können es sich demnach schwer leisten, in der Stadt zu leben. Das ist kritisch für den Wirtschaftsstandort, steigt damit doch die Gefahr, dass es in schlechter bezahlten Branchen zu einem Arbeitskräftemangel kommt.
