ZAHLEN ZUM TAG. In Österreich finden vergleichsweise wenige Menschen, dass Korruption verbreitet ist. Das ist jedoch relativ.
Ob Verhältnisse als gut oder sauber eingeschätzt werden, hängt davon ab, was als gut oder sauber gilt. Das fällt einem ein, wenn man sich Ergebnisse einer Eurobarometer-Erhebung zu Korruption anschaut.
EU-weit sagen 69 Prozent der Menschen, dass Korruption in ihrem Land sehr oder ziemlich verbreitet ist. In Österreich ist der Anteil mit 58 Prozent deutlich niedriger. Am höchsten ist er in südeuropäischen Ländern bzw. in Griechenland (97), Kroatien (92) und Portugal (91 Prozent), am niedrigsten in Estland (49), Dänemark (28) und Finnland (21 Prozent). Es gibt also ein Nord-Süd-Gefälle.
Es ist aber eben alles relativ. In Österreich gibt es umgekehrt nämlich eine überdurchschnittliche Toleranz gegenüber Korruption: 13 Prozent finden sie akzeptabel. Das ist ein Spitzenwert. Im EU-Schnitt handelt es sich nur um sechs Prozent. Überdurchschnittliche 33 Prozent finden sie tolerabel, nur 54 Prozent inakzeptabel. EU-weit tun das mit 64 Prozent deutlich mehr.
Diese Toleranz wird durch drei Fragestellungen ermittelt. Dabei geht es darum, wie Befragte dazu stehen, für eine öffentliche Dienstleistung eine Gefälligkeit zu erweisen, ein Geschenk zu machen oder Geld zu geben. In Österreich erklären elf Prozent, dafür Geld zu geben sei „immer akzeptabel“. Das sind so viele wie in keinem anderen EU-Land und auch fast zweimal mehr als zum Beispiel in Griechenland (sechs Prozent).