CoV-Welle X

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BERICHT. In Österreich und Umgebung geht das Infektionsgeschehen nicht mehr zurück, sondern zieht eher wieder an. Auch wenn Schlimmeres ausbleiben sollte, gibt’s ein Problem.

Von den Rändern rückt das Infektionsgeschehen, angetrieben durch die „Delta“-Variante, ins Zentrum Europas vor. In der Schweiz ist es bereits angekommen, beim Bundesamt für Gesundheit sieht man eine Verdoppelung der Falzahlen alle zehn Tage. Die Inzidenz bestätigter Infektionen pro 100.000 Einwohner und Woche ist bereits vom einstelligen Bereich auf mehr als 15 geklettert. Das ist noch nicht viel, entscheidend ist jedoch der Trend.

Insgesamt gibt es in Österreich und Umgebung kaum noch Rückgänge, am besten stehen im Moment die Slowakei und Ungarn da. In eine Phase der Stagnation übergegangen ist das Geschehen hierzulande und in Deutschland, leicht steigend ist es etwa in Italien.

Natürlich: Das Bedrohungsszenario ist ein ganz anderes als in der Vergangenheit, sind doch insbesondere Ältere geimpft bzw. geschützt. Was nicht ausgeklammert werden sollte, ist jedoch, dass „Long COVID“ auch Jüngere in großer Zahl treffen kann; und dass positiv Getestete und Kontaktpersonen wie im Rahmen eines klassischen Krankenstandes gewissermaßen ausfallen (können). Vorübergehend, aber doch. Handelt es sich um Tausende, ist das für alle spürbar.

Auch vor diesem Hintergrund hat eine Expertengruppe, der etwa Thomas Czypionka vom IHS angehört, vor einigen Monaten in einem Aufruf gefordert eine Inzidenz von maximal sieben anzustreben. Das minimiert unter anderem wirtschaftliche Kollateralschäden. Vor allem aber würde es dazu beitragen, dass Behörden bei der Kontaktnachverfolgung nicht so schnell an ihre Grenzen stoßen würden, sondern bestmögliche Arbeit leisten können. Anders ausgedrückt: Sie sollten die Kontrolle über das Geschehen behalten können.

Umso bemerkenswerter ist, was das Ö1-Morgenjournal am 8. Juli berichtete: Im Fall des parlamentarischen Corona-Clusters bzw. des freiheitlichen Abgeordneten Christian Hafenecker sei „die zuständige Bezirksverwaltungsbehörde Lilienfeld (NÖ) erst mit viertägiger Verspätung tätig geworden“. Sprich: Man muss davon ausgehen, dass das System trotz niedriger Inzidenz und (wegen „Delta“) strengeren Vorgaben des Gesundheitsministeriums auch nach der ersten Welle vom vergangenen Frühjahr, der zweiten Welle vom Herbst und der dritten Welle vom diesjährigen Frühjahr noch immer nicht (ausreichend) funktioniert; und dass etwa auch der Appell von Bundespräsident Alexander Van der Bellen vom 2. November 2020 zum Auftakt des zweiten Lockdowns (zum Teil) verpufft ist.

Zitat: „Die handelnden Politikerinnen und Politiker möchte ich eindringlich ersuchen, die Zeit, die dieser Lockdown uns allen hoffentlich verschafft, zu nützen. Wir brauchen zum Beispiel für die Zeit nach dem Lockdown ein wirklich funktionierendes Test- und Tracingsystem. Dieser Lockdown soll nicht nur dazu dienen, das Virus wieder unter Kontrolle zu bringen, sondern auch dazu, gemeinsam mit allen Bundesländern, Städten und Gemeinden die nötigen Schritte für die Zeit danach zu setzen.“

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