Abstieg der Arbeiter, Aufstieg der Blauen

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BERICHT. IHS-Studie: Rückgang der Beschäftigung in der verarbeitenden Industrie erklärt die freiheitlichen Wahlerfolge der vergangenen Jahre zu gut einem Drittel.

Schaut man sich die Entwicklung des Anteils der Beschäftigten in der Industrie einerseits und freiheitlicher Stimmenanteile auf Bundesebene andererseits an, stellt man Gegenläufiges fest: Die erste Kurve geht tendenziell nach unten, die zweite – mit Unterbrechungen – nach oben. Es könnte ein Zufall sein. Ein Forscher des Instituts für Höhere Studien (IHS) hat jedoch einen Zusammenhang festgestellt.

In seiner Arbeit („The decline of manufacturing employment and the rise of the far-right in Austria”) weist Karim Bekhtiar darauf hin, dass man sich den Aufstieg rechtsextremer oder auch rechtspopulistischer Parteien lange eher mit Folgen verstärkter Zuwanderung erklärt habe. Der Einfluss des Beschäftigungsrückgangs im verarbeitenden Gewerbe sei jedoch kaum kleiner: Er habe maßgeblich zum Anstieg freiheitlicher Wählerstimmenanteile in Österreich zwischen 1995 und 2019 beigetragen. Genauer: Der Anstieg sei allein dadurch zu gut einem Drittel erklärbar.

Mit dem Verlust von Beschäftigungsaussichten für breite Teile der Wählerschaft gehe eine wachsende Unterstützung radikaler Kräfte einher. Dies scheine sowohl dann einzutreten, wenn sich die Arbeitsmarktbedingungen nur vorübergehend verschlechtern als auch dann, wenn strukturelle Veränderungen nachhaltig negative Folgen für bestimmte Segmente des Arbeitsmarktes hätten. Conclusio: „In beiden Fällen wird die Abschwächung der Auswirkungen wirtschaftlicher Schocks auf die am stärksten Betroffenen auch zu mehr Stabilität im politischen System beitragen.“

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