Inserate: Wien gelobt Besserung

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BERICHT. Nach Rechnungshofkritik aufgrund des Volumens und fehlender Transparenz. Wobei: Genaueres bleibt offen.

Die Stadt Wien bewegt sich bei Inseratenvergaben in einer ähnlichen Sphäre wie die Bundesregierung und damit weit über allen anderen Ländern und Gemeinden. Es handelt sich um ein eigenes Segment einer quasi freihändigen Medienförderung: Im vergangenen Jahr wendete die Stadt insgesamt 23,9 Millionen Euro dafür auf.

Mit den Jahren davor, die in nachfolgender Grafik ausgewiesen sind, ist das nur bedingt vergleichbar: Erstmals gab es eine vollständige Meldepflicht. Bis dahin mussten Ausgaben von bis zu 5000 Euro pro Quartal und Medium nicht veröffentlicht werden. Sprich: Bis 2023 waren die Summen in Wirklichkeit noch größer.

Interessant ist, dass sich die Verteilung geändert hat. Und zwar gerade auch in Bezug auf große Medien, die schon bisher unter die Meldepflicht fielen. Beispiel: An „Heute“ und „Krone“ flossen 2020 jeweils über drei Millionen Euro, an „Standard“ und „Presse“ jedoch 1,6 bzw. 0,9 Millionen Euro. 2024 waren die Unterschiede wesentlich kleiner. In Summe (!) gab es damit keine so ausgeprägte Boulevardlastigkeit mehr. Ein Phänomen, das alles in allem übrigens auch im Falle der Bundesregierung feststellbar war.

Womit sich umgekehrt wieder die Frage nach den Kriterien stellt: „Heute“ hatte laut Mediaanalyse im vergangenen Jahr ziemlich genau drei Mal mehr Leser in Wien als „Österreich – oe24“, erhielt von der Stadt aber kaum mehr für Inserate. Oder: „Der Standard“ hatte mit 177.000 Lesern mehr als „Österreich – oe34“ (107.000), bekam aber um rund ein Viertel weniger als das Blatt.

Für die Fortsetzung ihrer Regierungszusammenarbeit in Wien haben sich SPÖ und Neos vorgenommen, Rechnungshofkritik „ernst“ zu nehmen, wie ihrem Programm zu entnehmen ist. Transparenz und Effizienz im Mitteleinsatz bleibe ein zentrales Anliegen, heißt es darin.

Der Rechnungshof hat in einem Bericht vor wenigen Monaten „Sparpotenzial bei kostenintensiven Medienschaltungen der Stadt Wien“ geortet. Außerdem wies er darauf hin, dass er die Stadt „um Daten zu ihren Medienschaltungen bzw. entgeltlichen Veröffentlichungen wie Medium, Listenpreis, tatsächlich bezahltem Preis, Meldung an die KommAustria sowie Agenturaufträgen“ ersucht habe.

Vergeblich: „Eine vollständige Übersicht konnte sie nicht übermitteln.“ Das stelle unter anderem ein Transparenzdefizit dar. Dem will die Stadt zwar schon durch neue Jahresberichte entsprochen haben – laut Regierungsprogramm soll die Transparenz aber weiter gestärkt werden. Wobei: Genaueres wird nicht angekündigt, vor allem auch nicht zum Gesamtaufwand für Inserate.

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