ZAHLEN ZUM TAG. Auch in der Schweiz und in Deutschland ist der Anteil funktionaler Analphabeten bei Älteren größer als bei Jüngeren. In Österreich ist er das jedoch um ein Vielfaches. Darüber gehört diskutiert.
Wie hier berichtet, ist bei „PIAAC“, dem OECD-Pisatest für Erwachsene, festgestellt worden, dass die Lesekompetenz quasi mit zunehmendem Alter abnimmt. Genauer: Insgesamt können hierzulande 29 Prozent der 16- bis 65-Jährigen gar nicht oder nur sehr schlecht lesen. Bei der OECD spricht man von funktionalen Analphabeten. Auffallend ist dabei aber eben, dass der Anteil bei der jüngsten Altersgruppe (16- bis 24-Jährige) nur 13, bei der ältesten (55- bis 65-Jährige) jedoch 46 Prozent beträgt.
Ein Blick in die Berichte zu den Untersuchungen in Deutschland und der Schweiz zeigt, dass es dort ebenfalls eine Zunahme mit dem Alter gibt. Abgesehen davon, dass man in den beiden Nachbarländern grundsätzlich auf weniger funktionale Analphabeten gestoßen ist (20 bzw. 22 Prozent), ist diese Zunahme bei weitem nicht so stark wie in Österreich. Bei den 55- bis 65-Jährigen zählen dort nur 27 bzw. 32 Prozent dazu.
Wie kann das sein? Es handelt sich um standardisierte Erhebungen, befragt wurden in allen Staat rund 5000 Personen. Pro Altersgruppe wären das durchschnittlich rund 1000, also recht viele. Von daher erscheint eine signifikante Abweichung in Österreich aufgrund der Erhebung selbst eher unwahrscheinlich. Sprich: Über das Ergebnis gehört diskutiert. Es ist alarmierend.
Zur Frage, warum es diese Zunahme mit dem Alter gibt, gibt es in den Länderberichten ebenfalls Anmerkungen. Im deutschen heißt es etwa: „So zeigen Untersuchungen zum biologischen Altern, dass der kognitive Abbau über die Lebensspanne hinweg auf strukturelle und funktionale Veränderungen im Gehirn zurückgeführt werden kann.“ Außerdem müsse beachtet werden, dass es in den letzten Jahrzehnten zu einer „Bildungsexpansion“ gekommen sei. Das bedeutet, dass viele Ältere grundsätzlich zum Beispiel nicht über einen Pflichtschulabschluss hinausgekommen sind daher nie so viel gelesen haben wie Jüngere, die viel eher studieren oder studiert haben und andere Berufe wählen.