Systemrelevant

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BERICHT. Was der Integrationsfonds vergessen hat (Teil 2): Bereits über ein Viertel der Beschäftigten sind Ausländer. Im Gastgewerbe etwa handelt es sich gar um mehr als die Hälfte.

Wie hier bereits angerissen, hat der „Österreichische Integrationsfonds“ Schlagzeilen mit der schlichten Feststellung gemacht, dass 22,7 Prozent der Bevölkerung im Ausland geboren sei. Und? Das kann man sich fragen. In dem Bericht geht es auch um Arbeitsmarktintegration. Aber negative. Nämlich Arbeitslosigkeit, die in dieser Gruppe mit 10,6 Prozent (2024) weit überdurchschnittlich ist (insgesamt beträgt die Quote sieben Prozent).

Diese Darstellung ist nicht falsch, sondern korrekt – aber nur Teil eines Ganzen. Sie blendet die Arbeitsmarktintegration, die in einem positiven Sinne läuft, aus. Das ist umso bemerkenswerter, als Erwerbstätige mit nicht-österreichischer Staatsangehörigkeit längst systemrelevant sind.

„Systemrelevant“ ist ein großes Wort. Es erscheint hier jedoch angemessen: Der Integrationsfonds hätte zum Beispiel auch feststellen können, dass im vergangenen Jahr 26,7 Prozent aller unselbstständig Beschäftigten in Österreich Ausländer waren. Es handelte sich um mehr als eine Million. Ohne diese Leute würde ein Notstand herrschen, um es vorsichtig zu formulieren.

Im September 2025 waren die absolut meisten in der Industrie (155.000), im Handel (139.000) und im Gastgewerbe (136.000) tätig. Im Gastgewerbe bzw. im Bereich Beherbergung und Gastronomie betrug ihr Anteil gar 60 Prozent. Auf ein Drittel oder mehr belief er sich außerdem in den Bereichen Bau, Verkehr und Lagerei sowie Arbeitskräfteüberlassung. Im Gesundheits- und Sozialwesen war gut jeder fünfte Beschäftigte ein Ausländer oder eine Ausländerin.

Das Wirtschaftsforschungsinstitut WIFO hat sich gemeinsam mit dem Sozialforschungsinstitut Foresight dem Thema „Erwerbstätige mit Migrationshintergrund in Wien“ gewidmet und Ergebnisse heuer im Frühjahr veröffentlicht: Im Jahr 2021 hätten diese Personen 43,4 Prozent aller unselbstständig Beschäftigten und 40,5 Prozent aller Beschäftigten in der Stadt gestellt.

Besonders hoch sei ihr Anteil in Berufen mit geringen Qualifikationsanforderungen. „Aber auch jeweils rund ein Viertel der in Wien tätigen Führungskräfte, der Beschäftigten in akademischen Berufen sowie der Techniker:innen haben Migrationshintergrund“, heißt es in dem Bericht.

Zusammen würden sie erheblich zur Wirtschaft beitragen: „Sie erbrachten (im Jahr 2021) 42,5 Prozent aller in Wien geleisteten Arbeitsstunden und erwirtschafteten 33,5 Prozent der Lohnsumme sowie 35 Prozent der Wertschöpfung.“

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