Desintegrationsministerin

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ZAHLEN ZUM TAG. Susanne Raab hätte gerne ein größeres Problem. Zweifel, dass ein solches wirklich von so vielen Menschen gesehen wird, wie sie vorgibt, sind angebracht.

Jeweils zwei Drittel der Österreicherinnen und Österreicher würden das Zusammenleben mit Zuwanderern (67 Prozent) bzw. Flüchtlingen (68) als eher oder sehr schlecht darstellen. Das hat eine Umfrage ergeben, die im Auftrag des Integrationsfonds durchgeführt worden ist. Bei einer Erhebung vor knapp einem Jahr seien es noch weniger als 50 Prozent gewesen.

Was ist seither geschehen? These: Es sind zwar sehr viel mehr Flüchtlinge nach Österreich gekommen als in der jüngeren Vergangenheit. Für eine Masse war das unmittelbar aber nicht wahrnehmbar. Wahrnehmbar ist für sie eher eine Politik, die mit einer Krise arbeitet – nicht um sie zu lösen, sondern um Stimmung zu machen. So wie Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP), die auf Basis der Umfrage behauptet, dass die Sorge vor eine Flüchtlingswelle wie 2015 wachse. Und dass daher illegale Migration gestoppt werden müsse.

Bei Integrationsmonitoren, die das Sozialforschungsinstitut SORA in den vergangenen Jahren (bzw. nach 2015) für die Länder Tirol und Oberösterreich erstellt hat, kam immer wieder dies heraus: Eine Masse findet, dass das Zusammenleben mit Zugewanderten und Flüchtlingen gut funktioniert.

Wobei ein Punkt ganz besonders auffällt: Am besten wird das Zusammenleben dort eingestuft, wo es stattfindet; in der eigenen Wohnortgemeine nämlich. Im Land insgesamt läuft es nach Einschätzung der Befragten schon weniger gut. In Oberösterreich fanden 2017 immerhin 70 Prozent, dass die Aufnahme von Flüchtlingen in ihrer Gemeinde gut funktioniert habe. Für das gesamte Land kamen nur 59 Prozent zusammen.

Ähnlich war es in Tirol, wo zuletzt Anfang 2020 Ergebnisse präsentiert wurden: In Gemeinden, in denen Flüchtlinge leben, gaben hier 74 Prozent der Befragten an, dass das Zusammenleben gut funktioniere.

SORA verwies diesbezüglich auf eine Kontakthypothese: „Je mehr Kontakt mit Zugewanderten berichtet wird, desto besser wird auch das Zusammenleben zwischen Alteingesessenen und Neuangekommen eingeschätzt.“ Zusätzlich könnte man wohl auch auf ein verhängnisvolles Framing durch die Politik hinweisen: Wenn Flüchtlinge ausschließlich als illegale Migranten und potenzielle Gefährder dargestellt werden, lässt das bei all jenen, die keinen Kontakt zu Zugewanderten haben, naturgemäß größere Sorgen aufkommen.

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