ZAHLEN ZUM TAG. Geflüchtete: Vergleiche mit den Verhältnissen vor sieben Jahren sind vollkommen daneben und versperren den Blick auf große Herausforderungen.
Zelte und Worte mögen an das Jahr 2015, sehr vieles unterscheidet sich heute jedoch von den damaligen Verhältnissen. Erstens: Es gibt keine verstärkten Fluchtbewegungen nach Europa. Das zeigt ein Blick auf die Datenseite, die das UN-Hochkommissariat UNHCR betreibt. Auf dem See- und Landweg sind bisher 114.000 Ankünfte verzeichnet worden. Das sind mehr als im ersten Coronakrisenjahr 2020 (95.774) und dürften insgesamt auch mehr werden als im zweiten Jahr insgesamt (2021 handelte es sich um 123.318). Alles in allem sollten es aber jedenfalls weniger werden als im Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019, geschweige denn im Jahr 2015. Damals wurden mehr als eine Million Ankünfte bestätigt.
Zweitens: In Österreich befinden sich mit fast 90.000 Menschen so viele in Grundversorgung wie noch nie. Es handelt sich dabei jedoch weniger um Männer, Frauen und Kinder aus klassischen Asylwerber-Herkunftsländern, sondern – mit einem Anteil von zwei Dritteln – um ukrainische Staatsangehörige, die aufgrund des russischen Angriffskrieges geflüchtet sind. Sie müssen kein Asyl beantragen, um bleiben zu dürfen.
Drittens: Mit zum starken Anstieg der Asylanträge hierzulande tragen indische und tunesische Staatsangehörige bei. Sie dürfen – zum Beispiel per Flugzeug – visumfrei einreisen in Serbien und tun das auch zahlreich. Österreich, wo sie in weiterer Folge Asyl beantragen, stellt für die meisten ganz offensichtlich ein Transitland dar, in der Grundversorgung landet jedenfalls nur ein Bruchteil (zum Beispiel 662 Inderinnen und Inder).
Viertens: In Summe muss sich Österreich darauf gefasst machen, noch viel mehr Menschen versorgen zu müssen – aufgrund des fortgesetzten Angriffskrieges nämlich aus der Ukraine. 7,7 Millionen haben sich bisher laut UNHCR in einem anderen Land in Europa in Sicherheit gebracht – davon eineinhalb Millionen allein in Polen. Für Österreich weist das Hochkommissariat lediglich die Angabe „weniger als 100.000“ aus.