ANALYSE. Kein Wunder: Zumal die parteiinternen Erwartungen in der Partei durch Kurz größer geworden sind, muss der Salzburger nach der Landtagswahl umso mehr strahlen.
Natürlich nennt man als Spitzenkandidat ein Wahlziel, das man mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit erreichen kann; so steht man dann eher als Gewinner da. Und so hält sich nach Johanna Mikl-Leitner (NÖ), Günther Platter (Tirol) und Peter Kaiser (Kärnten) nun auch der vierte Landeshauptmann daran, der eine Landtagswahl zu schlagen hat: der Salzburger Wilfried Haslauer. Wobei das in seinem Fall besonders wichtig geworden ist: Der letzte ÖVP-Politiker, der bei einer Landtagswahl in den eigenen Reihen enttäuscht hat, war Christian Benger. Und der Kärntner sah sich vor wenigen Wochen zum Rücktritt gezwungen. Unter Kanzler und Bundesparteichef Sebastian Kurz muss man eben etwas größeren Erwartungen gerecht werden. Sonst gerät man unter Druck.
Wie auch immer: Wilfried Hauslauer peilt für den Urnengang am kommenden Sonntag einen Zugewinn von 29 auf 33 Prozent an. Gerade einmal, wie man sagen muss: 2013 mag es zwar nur für die 29 Prozent gereicht haben; das aber war vor allem finanzskandalbedingt. In der Vergangenheit war die Partei immer bei 36,6 Prozent oder darüber gelegen, in den 1980ern sogar einmal bei 50.
Diesmal sollte ein größerer Zugewinn drinnen sein: Der Finanzskandal ist vergessen. Und damit haben ehemalige Wähler auch einen entscheidenden Grund weniger, fremdzugehen. Das ist das eine. Das andere: Viele derer, die zuletzt fremdgegangen sind, haben ein Problem: Den 5000, die laut Sora-Institut 2013 das Team Stronach gewählt haben, ist ebendieses abhandengekommen (wenn man vom Überbleibsel „Liste Mayr“ absieht). Die 14.000, die zu den Grünen gewechselt sind, haben es ebendort heute mit einer Partei zu tun, die im Bundesländervergleich zwar gut dasteht, aber auch in Salzburg nicht mehr so wie 2013 als sie sich als Finanzskandal-Aufklärerin profiliert hat. Die 7000 wiederum, die die FPÖ unterstützt haben, sind mittlerweile mit einer gewissermaßen neutralisierten Partei konfrontiert; sie befindet sich bundesweit in Regierungsverantwortung und bietet sich damit kaum noch für Proteststimmen an.
Größte Mitbewerberin für Wilfried Haslauer und die ÖVP ist wohl Neos: Die Partei tritt bei der Landtagswahl erstmals an und umwirbt ebenfalls eher Bürgerliche. Unterm Strich kann das aber nur die schwarzen Zugewinne weniger hoch ausfallen lassen. Zumal der Landeshauptmann selbst ja auch noch einen beachtlichen Wert ins Spiel bringt, den man nicht vergessen sollte: Laut einer Umfrage sind 84 Prozent der Wähler mit der Arbeit der Landesregierung zufrieden; und die wird seit fünf Jahren von ihm geführt.