SPÖ-Dilemma

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ANALYSE. Bei der EU-Wahl hat die Partei sowohl an die Grünen als auch an die ÖVP sehr viele Wähler verloren. Dagegen vorzugehen ist schwer.

Wenn die EU-Wahl vor dem Sommer schon kein Test für die Nationalratswahl in wenigen Wochen war, dann lieferte sie zumindest einen Hinweis auf gewisse Trends. Sie sind besonders für die SPÖ beunruhigend.

Wie immer hat das Sozialforschungsinstitut SORA Wählerströme dargestellt. Wobei es das in diesem Falle auch gegenüber der Nationalratswahl 2017 getan hat, also nicht nur gegenüber der vorhergehenden EU-Wahl. Das ist insofern relevant, als damit auch der Faktor „Sebastian Kurz“ berücksichtigt ist: Er hat die ÖVP bei der Nationalratswahl vor zwei Jahren klar auf Platz eins geführt und Umfragen zufolge auch dort gehalten. Abgesehen davon sind die Grünen damals aus dem Hohen Haus geflogen und mittlerweile dabei, wieder zu erstarken.

Von daher kommen den erwähnten Wählerströmen zwischen den Parteien im Hinblick auf die Nationalratswahl am 29. September eine besondere Bedeutung zu: Sie zeigen, mit welchen Herausforderungen und Chancen die einzelnen Parteien konfrontiert sind.

Schaut man sich die zehn größten Wählerströme an, dann wird deutlich, dass die beiden größten Verluste in absoluten Zahlen die SPÖ zu verzeichnen hatte: 130.000 an die Grünen, von denen sie unter Christian Kern 2017 ja sehr viele Wähler gewonnen hatte (offenbar aber nur „leihweise“) und 96.000 an die ÖVP. Weitere 54.000 Stimmen verlor die SPÖ im Übrigen noch an die Neos. Das ist eine ziemlich harte Nuss für Pamela Rendi-Wagner: Sie muss dagegen kämpfen, dass ihre Partei quasi nach links und rechts ausrinnt.

Die zweite große Verliererin bei der EU-Wahl war die Liste Pilz (Jetzt), die formal nicht selbst, sondern mit Johannes Voggenhuber antrat: Sie verlor 81.000 Stimmen an die Grünen und 38.000 an die Neos. Die Neos sind bei alledem ein Phänomen: Sie haben viele Wechselwähler, gewinnen und verlieren in der Regel also viele Wähler. Bei der EU-Wahl mussten sie 77.000 Stimmen an die Grünen abgeben (was nebenbei wohl auch erklärt, warum sie nun so starkes Augenmerk auf das Thema Klimaschutz richten).

Beachtet man ihre Größe, dann fällt auf, dass nicht nur die ÖVP, sondern auch die FPÖ relativ wenige Stimmen an andere Parteien verlor – und das eine Woche nach „Ibiza“: 62.000 Wähler musste sie an die ÖVP abgeben, die sich nach wie vor intensiv um diese Leute bemüht, und – Überraschung – 43.000 an die Grünen.

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