Doskozil kann Burgenland, kaum mehr

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ANALYSE. Der Kurs des Sozialdemokraten entspricht exakt den besonderen Verhältnissen im Land. Seine potenziellen Erfolgsaussichten darüber hinaus sollten daher nicht überschätzt werden.

Es soll Sozialdemokraten geben, die davon träumen: Dass der burgenländische Landesparteivorsitzende und Landeshauptmann Hans Peter Doskozil die Bundespartei übernimmt und wieder zu alten Erfolgen führt. Durch die Landtagswahl könnte sich diese Sehnsucht verstärken; immerhin werden Doskozil Zugewinne vorhergesagt. Allein: Bei alledem sollte man schon einiges beachten.

Das Burgenland ist ein sehr spezielles Land. Erstens: Es ist etwa das Bundesland mit dem niedrigsten Akademikeranteil. Zweitens: Es ist das Bundesland mit der ältesten Bevölkerung. Die stärksten Altersgruppen bilden die 55-, 56-Jährigen (siehe Grafik). Junge kommen relativ wenige nach. Diese zwei Punkte seien hier ganz wertfrei dargestellt. Es geht ausschließlich darum, dass es gewisse Zusammenhänge gibt zwischen (z.B.) Bildungsstand sowie Alter und Wahlverhalten.

Im Burgenland tun sich Grüne und Neos etwa aus dem einfachen Grund so schwer, dass es nicht nur keine größeren Städte bzw. Ballungsräume gibt, sondern eben auch so verhältnismäßig wenige Akademiker und Junge. Umgekehrt hat das niemand mehr auf der Rechnung als Hans Peter Doskozil: Ältere und (nach formalen Kriterien!) weniger Gebildete tendieren stärker zu Mitte-Rechts-Angeboten. Asyl, Migration, Sicherheit sind da die großen Themen; wobei harte Linien gefragt sind. Und wer geht darauf ein? Doskozil (inkl. eines passenden Bonusprogramms für die Älteren, das einen Pflegeschwerpunkt enthält).

Vorteil des burgenländischen Landeshauptmannes ist bei alledem, dass die Mitte-Rechts-Mitbewerber ÖVP und FPÖ mit diesen, eigentlich ja ihren Themen, im Land nie groß aufgekommen sind neben der SPÖ. Sprich: Doskozil ist aus der „Pole-Postion“ gestartet, hat die Führungsrolle von der ersten Sekunde weg eingenommen und behauptet.

Drehen wir all das jetzt um, um zu einem entscheidenden Punkt zu gelangen: Außerhalb des Burgenlandes hätte es Doskozil mit ziemlich vielen Widrigkeiten zu tun, die es schwer für ihn machen würden, sich zu behaupten. Wo soll man anfangen? Ordentliche Mitte-Rechts-Politik wird seit geraumer Zeit extrem erfolgreich von der türkisen ÖVP von Sebastian Kurz betrieben. Ja, im Moment hat sie hier einen gefühlten Marktanteil von 100 Prozent. Womit sich die rhetorische Frage stellt: Was will hier ein neuer Mitbewerber, der noch dazu damit rechnen muss, dass irgendwann auch die Freiheitlichen wieder auf die Beine kommen werden?

Abgesehen davon wäre Doskozil schon in Wien mit einer ganz anderen Bevölkerung konfrontiert. Der Akademikeranteil ist dort (mit rund 25 Prozent) ziemlich genau zweieinhalb Mal größer als im Burgenland. In mehreren Bezirken sind die Grünen sogar Nummer eins. Diese Mitte-Links-Klientel ganz links liegen zu lassen, würde der Sozialdemokraten in jedem Fall weitere Verluste bescheren, die sie erst durch Zugewinne bei anderen Gruppen wettmachen müsste.

Ja, die Wiener sind vor allem auch jung: Die stärksten Altersgruppen sind im Burgenland wie erwähnt die 55- und 56-Jährigen mit einem Bevölkerungsanteil von jeweils 1,73 Prozent. In der Bundeshauptstadt hat die stärkste Altersgruppe zufälligerweise auch einen Anteil von 1,73 Prozent; in diesem Fall sind es aber die 27-Jährigen (siehe Grafik).

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