Kern und Kurz sind eine Runde weiter

ANALYSE. Aus dem Dreikampf um das Kanzleramt ist ein Duell geworden: Strache bringt sich selbst nicht mehr ins Spiel.

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ANALYSE. Aus dem Dreikampf um das Kanzleramt ist ein Duell geworden: Strache bringt sich selbst nicht mehr ins Spiel.

Verglichen mit den Wochen zuvor war die vergangene für Bundeskanzler und SPÖ-Chef Christian Kern eine ziemlich gute: Aus seinem Team wurden weder Auseinandersetzungen noch weitere Abgänge bekannt. Und dann veröffentlichte das Nachrichtenmagazin „profil“ zuletzt noch Umfragewerte, die grundsätzlich mit Vorsicht zu genießen, aber zumindest in einer Hinsicht bemerkenswert sind: In der Kanzlerfrage hat Außenminister und ÖVP-Obmann Sebastian Kurz demnach gegenüber Juli von 37 auf 32 Prozent verloren, während er sich von 25 auf 28 Prozent steigern konnte. Das ist immerhin etwas – auch wenn am 15. Oktober Parteien gewählt werden und die ÖVP da konstant weit vor der SPÖ bleibt.

Im Zusammenhang mit der Kanzlerfrage ist in der vergangenen Woche noch etwas deutlich geworden, was Kern ein bisschen und Kurz sehr freuen kann: Aus dem Dreikampf ums Kanzleramt ist ein Duell zwischen den beiden geworden.

FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache mischt nicht mehr mit. Und das ist insofern interessant, als er in der Vergangenheit immer wieder offen den Machtanspruch erhoben hatte. Vor der Wiener Gemeinderatswahl 2015 hatte er sich von seinen Parteifreunden zum Bürgermeister-Kandidaten küren lassen. Im August 2016 hatte er im ORF-Sommergespräch nicht verhehlt, was sein nächstes Ziel sei; das Kanzleramt nämlich.

Ähnliches hört man von Strache nicht mehr. Weder im Sommergespräch vor einer Woche noch bei anderen Gelegenheiten. Auch die erste Plakatwelle seiner Partei geht in eine etwas andere Richtung. Die FPÖ sollte demnach eher nur als Absage an Rot-Schwarz gestärkt werden.

Nicht Kern hat sich bisherige Strache-Anhänger geangelt, sondern Kurz.

Man kann das nachvollziehen: Für die FPÖ ist es aus heutiger Sicht extrem unwahrscheinlich, dass sie den nächsten Kanzler stellen kann. Also ist es naheliegend, ein Ziel zu definieren, das erreichbarer ist. „Zulegen“ zum Beispiel. Das minimiert das Risiko, nach der Wahl als Verlierer dazustehen.

Für Christian Kern ist diese Entwicklung zweischneidig: Zum einen hat er es – ohne sein Zutun – wenigstens so weit gebracht, dass eine entscheidende Frage bei diesem Urnengang nur noch lautet, ob Kurz oder er die nächste Regierung frühen solle. Zum anderen ist eine schwache FPÖ nicht unbedingt vorteilhaft für ihn. Im Gegenteil.

Das verdeutlicht die Entwicklung der Umfragewerte, die das „profil“ graphisch aufbereitet hat, sehr eindrucksvoll: Nicht zwischen der SPÖ und der FPÖ gab es in den vergangenen Monaten einen Austausch, sondern zwischen der ÖVP und den Freiheitlichen. Nicht Kern hat sich bisherige Strache-Anhänger geangelt, sondern Kurz.

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