Die Wahlsieger: Van der Bellen und Strache

Gastkommentar von Johannes Huber. Warum die Freiheitlichen mit diesem Ergebnis mehr als zufrieden sein können. 

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Gastkommentar von Johannes Huber. Warum die Freiheitlichen mit diesem Ergebnis mehr als zufrieden sein können.

Alexander Van der Bellen konnte gestern Abend erleichtert aufatmen: Nach einem schier endlosen Wahlkampf hatte er, der 72-Jährige, sein Ziel erreicht; in wenigen Wochen wird er als Bundespräsident in die Hofburg einziehen. Endlich. Lange hatte das auf sich warten lassen, zwischendurch war er gar schon als Außenseiter gehandelt worden. Doch was soll’s. Der gestrige Urnengang wird der wohl wirklich entscheidende gewesen sein; jetzt sollte nichts mehr passieren.

Nachvollziehbar, dass sich auch seine bisherigen Parteifreunde mit ihm freuten; allen voran Grünen-Chefin Eva Glawischnig. Aber auch Sozialdemokraten, bis hinauf zu Bundeskanzler Christian Kern: Sie wollen sich gemeinsam in Van der Bellens Erfolg sonnen. Viel dazu beigetragen haben sie jedoch nicht: Der ehemalige Wirtschaftsprofessor hat die Wahl gewonnen, obwohl er ein Grüner ist; dass er das ist, hat er im Wahlkampf ganz schön verbergen müssen. Zum Erfolg geführt hat neben seinem eigenen Geschick im Übrigen eine riesengroße Fan-Gemeinde, die über viele Parteigrenzen hinwegreichte. Auch ÖVP-Funktionäre waren dabei. Oder Industrielle (wie Hans-Peter Haselsteiner) und Künstler (wie Reinhard Fendrich). Eigentlich alles, was nicht blau ist in diesem Land.

Vor diesem Hintergrund wird erst klar, wie viel das Wahlergebnis wiegt, das der stellvertretende FPÖ-Obmann Norbert Hofer als Gegenkandidat erreicht hat; im Alleingang haben er und die Freiheitlichen an die 50 Prozent geholt. Lässt man die Stichwahl vom Mai außer Acht, die der Verfassungsgerichtshof ja aufgehoben hat, handelt es sich dabei um das mit Abstand beste Ergebnis, dass das „dritte Lager“ in der Zweiten Republik erreicht hat; nicht einmal mit Jörg Haider kam man daran heran.

Darauf lässt sich aufbauen: Aus heutiger Sicht spricht wenig dafür, dass vor allem rote und schwarze Politiker erkennen, dass die Sieger dieser Bundespräsidenten-Wahl eben nicht nur Van der Bellen, sondern auch die von Heinz-Christian Strache geführten Freiheitlichen sind. Also werden sie auch kaum so weitreichende Konsequenzen daraus ziehen, wie sie dies nach einem Hofer-Einzug in die Hofburg mit Sicherheit getan hätten.

Das gilt ganz besonders für die ÖVP: Dort darf sich Bundesobmann Reinhold Mitterlehner gestärkt fühlen, weil er sich zuletzt ja noch klar für Van der Bellen ausgesprochen hatte; seine Widersacher, Klubobmann Reinhold Lopatka und die niederösterreichischen Parteifreunde, die Hofer die Daumen drückten, sind vorübergehend geschwächt. Also wird’s nicht so schnell dazu kommen, dass sie Mitterlehner durch ihren Hoffnungsträger Sebastian Kurz ersetzen können. Sprich: In der ÖVP wird’s weiterhin kriseln.

Allein das schon sind für Strache schöne Aussichten nach dieser Bundespräsidenten-Wahl: Es kann eigentlich nur besser für ihn werden; bei diesen Vorzeichen ist ein blauer Triumph bei den Nationalratswahlen noch wahrscheinlicher geworden.

> Dieser Beitrag ist zunächst auf VIENNA.AT erschienen.

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